Anfang der 1990er Jahre sind verschiedene computergesteuerte Tuftingmaschinen auf den Markt gekommen. So z.B. die "Multi-Colour" Tuftingmaschine, die in Australien gebaut wurde, oder auch die Tapistron-Tuftingmaschine aus USA.
Die "Multi-Colour" Tuftingmaschine wurde entwickelt, um eine Alternative zum lohnintensiven Handtufting zu schaffen. Die Maschine kann Teppiche im "Handtuft-Look" und hochwertige, musterintensive Badteppiche sowie Schmutzfangmatten mit Schriftzügen, Firmenlogos etc. farbreich automatisch tuften. Auch foto-realistische Abbildungen in pointillistischer Struktur sind möglich. Sie erfordert kein Bedienpersonal, das wie bei Handtufting die Maschine oder wie bei Tischtufting das Grundgewebe von Hand führt. Die Maschine kann Teppiche in jeder Breite bis 5000 mm fertigen. Auch mehrere schmale und kurze Teppiche, z.B. Badematten, können nebeneinander und hintereinander hergestellt werden. Die maximale Länge der Teppiche kann theoretisch unendlich sein, beschränkt sich in der Regel aber auf die durch die Grundgeweberolle vorgegebene Lauflänge.
Die "Multi-Colour" Tuftingmaschine arbeitet zwar nach dem klassischen Tuft-Prinzip, das heißt: Tuftingnadeln mit dem Nadelöhr an der Spitze stechen senkrecht von oben nach unten in das Grundgewebe ein, ein Greifer übernimmt die Schlinge, ein Tufting-Messer schneidet die Schlinge auf. Allerdings sind bei dieser Tuftingmaschine die Tuftingnadeln nicht wie sonst nebeneinander in einer festgelegten Teilung über die Breite der Maschine angeordnet. Vielmehr fährt ein Tuft-Kopf die Breite des Gewebes ab und setzt Stiche nebeneinander. Die Tuftrichtung ist also im Gegensatz zu klassischen Tuftingmaschinen quer zur Vorschubrichtung des Grundgewebes ("weftwise").
In dem Tuftkopf sind nebeneinander in größerem Abstand 6 Tuftingnadeln untergebracht, die Teppiche in bis zu 6 Farben tuften können. Bei Bestückung der "Multi-Colour" Tuftingmaschine mit einem zweiten Tuftkopf können Muster mit bis zu 12 Farben getuftet werden. Jede Nadel trägt eine Garnfarbe. Die Maschine ist mit einem Computer verbunden und wird über eine Schnittstelle angesteuert. Bei den ersten Maschinen dieser Art wurde das Design des gewünschten Teppichs mit der Bildbearbeitungs-Software CorelDraw unter Windows 3.11 erstellt.
Abhängig vom digitalisierten Teppichdesign erhalten die im Maschinenkopf untergebrachten Tuftingnadeln Impulse zu tuften oder zu stoppen. Die "Multi-Colour" Tuftingmaschine arbeitet auf diese Weise das Teppich-Design Reihe für Reihe ab. Ein Nadeleinstich entspricht einem Pixel des Teppichdesigns der Bilddatei des Computers. Je nachdem, an welche Position die eine oder andere Farbe zur Erstellung des Teppichdesigns gesetzt werden muß, arbeitet die Tuftingmaschine mit nur einer Nadel oder mit mehreren Nadeln gleichzeitig von links nach rechts. Die übrigen Tuftingwerkzeuge (Tuftinggreifer und Tuftingmesser) werden unter dem Grundgewebe taktgleich von links nach rechts mitbewegt , um das von den Nadeln eingebrachte Garn zum richtigen Zeitpunkt zu übernehmen und zu schneiden.
Hat der Tuftkopf das rechte Ende der Gewebebahn erreicht, fährt der Kopf in die Ausgangsposition nach links zurück. Vor dem Tuften der nächsten Tuftreihe wird das Grundgewebe um das voreingestellte Maß nach vorne bewegt. Somit richtet sich die Teilung bzw. Feinheit, d. h. der Abstand von einer Tuftreihe zur nächsten, nach dem Vorschub des Grundgewebes und ist keine feste Größe wie bei herkömmlichen Tuftingmaschinen, sondern variabel einstellbar. Die Stichlänge sowie die Polhöhe lassen sich ebenfalls verstellen.
Das zum Tuften benötigte Garn wird von Garnkonen geliefert, die auf dem Tuftkopf der Maschine aufgesteckt sind und somit beim Tuften auf dem Tuftkopf entlang der Grundgewebebreite mitgeführt werden. Das Grundgewebe wird von einer hinter der Maschine angebrachten Grundgewebeabrollung abgewickelt.
Technisch bedingt wurden die "Multi-Colour" Tuftingmaschinen zunächst nur in Cut-Pile-Ausführung gebaut. Planungen für Loop-Pile-Maschinen existieren, wurden bisher aber nicht weiterentwickelt. Es bestehen inzwischen gute Chancen auf ein Revival des "Multi-Colour"-Prinzips, das sich insbesondere auch zum Tuften in begrenzten Räumlichkeiten gut eignet.
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