Handtuft-Kopf Skizze

Tufting Technik

Andere Tufting-Techniken: Handtuft und Sticktuft

 

Handtufting - Handtuft

Die Handtuft-Technik zur Herstellung von Künstler-Teppichen weicht von der herkömmlichen Tufting-Technik ab. Beim Handtuften wird das Garn mit Druckluft durch Hohlnadeln in das Gewebe geblasen. Das Grundgewebe wird stramm in einen Handtuft-Rahmen eingespannt. Das aufgezeichnete Design wird mit der Handtuft-Maschine ausgearbeitet, die vom Künstler bzw. von der Künstlerin von Hand geführt wird.

Die Handtuft-Maschine ist einnadelig.

Die Hohlnadel durchsticht das aufgespannte Gewebe von der Rückseite her. Mit einem Lieferrad an der Handtufting-Maschine wird die benötigte Garnmenge zum Nadeleinlauf gebracht. Die exakt im Takt eingeblasene Luft wirft das zugeführte Polgarn auf die Teppichvorderseite. So entsteht jedes mal beim Einstechen der Hohlnadel eine Schlinge, deren Länge durch den Lieferradumfang bestimmt wird.

Um einen Schnittflor zu erzeugen, wird ein Stoßmesser hinter der Hohlnadel angeordnet, das das Garn schneidet, wenn sich die Hohlnadel in hinterster Stellung befindet. Je nach Hersteller der Handtuftingmaschine kann statt des Stoßmessers auch ein Kreismesser-System eingebaut sein. Sobald sich die Nadel in vorderster Stellung befindet, setzt ein Luftstrom ein, der durch ein Luftventil genau gesteuert wird. Das geschnittene Garn wird wie ungeschnittenes Garn durch die Hohlnadel geblasen. Zum Betrieb der Maschine ist Druckluft (über Kompressor) erforderlich.

Ist eine Tuftreihe fertig, wird die Handtuft-Maschine zurückgeführt. Durch das Hin- und Herführen erhält man übereinanderliegende Tuftreihen, deren Stiche beliebig weit oder eng aneinander gesetzt sein können, je nach herzustellender Teppich-Qualität.

Als Garn kommt in der Regel Wolle, Synthetik, Baumwolle, Seide oder Jute zum Einsatz, wobei das Experimentieren mit unüblichen Materialien wie Plastikfolien, Nylonstrümpfen, Paketbändern, Angelschnüren, Stoffstreifen oder anderem Material, das sich u. U. durch den Tuftvorgang in der Struktur verändert, als besondere Gestaltungsmöglichkeit von Unikaten begeistern dürfte. Nahezu jede Garnstärke bis 6 mm oder mehr kann verwendet werden.

Als Grundgewebe wird oft Baumwolle in verschiedenen Bindungen wie Panama, Leinen, Köper, Kette-Schuß-Einstellung ca. 60/60, oder Polyestergewebe aus gesponnenen Garnen eingesetzt. Das Trägergewebe sollte so gewählt sein, daß die Hohlnadel leicht durchsticht und die Verzugsfestigkeit und die Verrottungsfestigkeit gewährleistet ist. Es gibt Trägermaterialien, die speziell zum Handtuften entwickelt wurden.

Zum senkrechten Arbeiten wird ein Hochrahmen eingesetzt, der selbst gebaut werden kann. Der Handtuft-Rahmen wird aus 4 Balken zusammengesetzt, auf die in Doppelreihen Nagelleisten zum Spannen des Grundgewebes angebracht sind. Ideal sind Leisten mit schräg nach außen stehenden Nägeln, die auch von Teppichverlegern zum Verspannen von Teppichböden verwendet werden. Der Rahmen sollte Füße haben, die im Boden verankert werden und deren Höhe so bemessen ist, daß ausreichend Beinfreiheit vor dem Rahmen zum Arbeiten gegeben ist und der untere Rahmenbereich mühelos erreicht werden kann. Das Gewebe sollte fadengerade und mit der notwendigen Spannung aufgespannt werden. Es empfiehlt sich, am Hochrahmen in ca. 50 cm über dem oberen Balken eine Laufschiene anzubringen, in der sich ein Wagen befindet, welcher sich nach links und rechts bewegen läßt. An diesem Wagen kann ein Balancer befestigt werden, in dem die Handtufting-Maschine eingehängt und in einer  Höhe von ca. 1,5 m gehalten wird, damit ein leichtes Arbeiten gewährleistet ist. In größeren Teppich-Manufakturen haben die Handtuft-Rahmen zum Teil recht mächtige Ausmaße und sind mit einem Gerüst mit Laufbühnen entlang des Rahmens verbunden.

Nach Fertigstellung muß die Rückseite des Tuftgutes mit Kautschuk oder Kunstharz beschichtet werden, um das eingebrachte Garn dauerhaft im Grundgewebe zu fixieren. Üblicherweise wird gleich beim Beschichten ein Zweitrücken auf die Rückseite des Grundmaterials aufgebracht, wobei der nicht betuftete Rand des Trägermaterials zuvor umgeschlagen und unter den Zweitrücken geklebt wird.

Die Handtuft-Technik kann für Künstlerteppiche, für Wandteppiche, zur Reproduktion von antiken Museumsstücken, für Bildteppiche, zum Aufarbeiten von Restgarnen, zum Ausmustern von Teppich-Entwürfen etc. eingesetzt werden. Denkbar sind bei entsprechend künstlerischer Ausgestaltung der handgetufteten Stücke aber auch ungewöhnlichere Applikationen, z.B. als Modeaccessoires oder in Collagen und anderen Kunstobjekten.

Das Polgewicht kann bis ca. 1000 g/qm und mehr und die Florhöhe ca. 12 bis 70 mm betragen, die Leistung eines geübten Tufters liegt bei bis zu 10 qm Teppich pro Tag.  Es läßt sich jede Form (rund oder eckig) und jedes Motiv (feinere Stickmotive oder grobflächige Musterungen) erstellen,  auch foto-realistische Abbildungen in pointillistischer Struktur sind möglich. Die getufteten Muster können mit Reliefschermaschinen weiter verfeinert und gestaltet werden.

 

Handtufting-Maschine

Die Abbildung zeigt eine Handtufting-Maschine.

Da die Handtuft-Technik zu den lohnintensiven Tufting-Techniken zählt, wurden insbesondere ab Anfang der 1990er Jahre Systeme entwickelt, die die Handtuft-Maschinen automatisiert führen. Nicht jede Idee wurde öffentlich: Einige Entwicklungen wurden nur intern in der einen oder anderen erfindungsreichen Teppichmanufaktur für eigene Zwecke eingesetzt. Andere Entwicklungen sind durchaus von Maschinenbauunternehmen vermarket worden. So gibt es z.B.  Handtuft-Maschinen, die CAD-gesteuert über einen Pantographen das Teppichdesign tuften, sowie vertikal arbeitende Handtuft-Maschinen, die durch bewegliche Schienensysteme geführt werden. Für Teppiche im "Handtuft-Look" wurde die computergesteuerte "Multi-Colour" Tuftingmaschine konstruiert.

 

Sticktuft - Stick-Tufting

Eine spezielle Technik für sehr feine Designs ist Stick-Tufting, auch bekannt unter dem Namen Tefzet-Sticktechnik oder "Orientstitch". Die einnadelige Sticktuft-Maschine ist geeignet zur Herstellung von Bild-, Kirchen- und Repräsentationsteppichen. Da die Nadel in einem Radius von 360° arbeitet, kann jede Position eingestellt werden. Es ist so möglich, kleine Kreise, spitze und scharfe Winkel und Zick-Zack-Konturen zu tuften.

 

Bild aus der Mustermappe der Teppichkollektion "Tefzet Orient - Der Perser aus Deutschland".Abbildung eines Teppichs aus der Mustermappe der Teppich-Kollektion "Tefzet Orient - Der Perser aus Deutschland"  (Leipzig ca. 1930er Jahre) als Beispiel für die Sticktufting-Technik. Design Nr. 164, Bezeichnung "Täbris".

 

Zum Sticktuften wird das Grundgewebe straff auf einen ca. 1 qm großen Tisch aufgespannt. Die darüber hängende Maschine wird aus der Halterung gelöst und die Nadel wird in das Gewebe eingestochen. Der Bediener der Sticktuft-Maschine fährt die auf dem Gewebe aufgezeichneten Konturen nach. Beim Tuften entstehen so auf der Oberseite des Gewebes Stiche und auf der Unterseite Schlingen, die gleichzeitig aufgeschnitten werden können. Aneinandergereihte U-förmige Doppelfäden bleiben im Gewebe zurück und bilden auf der Unterseite des Gewebes den Flor.

Als Garn wird üblicherweise Wolle oder Seide eingesetzt. Das Grundgewebe kann aus Polyester oder aus Baumwolle sein.

Die Maschine kann Schlinge oder Velour arbeiten. Bei Schlingen-Maschinen wird lediglich das Messer aus der Maschine genommen. Die Florhöhe wird meist in 10 mm gearbeitet. Die Leistung der Maschine liegt je nach Schwierigkeit des Musters und Erfahrung der Bedienperson bei ca. 1/4 bis 3 Quadratmeter pro Tag.


Sticktuft-Maschine mit Tisch

Das Bild zeigt eine Sticktuft-Maschine mit Tisch. Mit der Sticktuft-Technik können sehr feine, edle Teppiche angefertigt werden.

 

Einige geschichtliche Informationen zur Sticktuft-Technik finden Sie in der Zeittafel.

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Gesamtüberblick der Informationen zu "Tufting"

Gebrauchte Handtufting-Maschinen und Sticktuft-Maschinen finden Sie hier, wenn entsprechende Angebote verfügbar sind.

 

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© Elisabeth Aderhold-Marleaux Mail to